RestaurationHermann Hauser Wappengitarre

Restaurierung einer Hermann Hauser Wappengitarre von 1912

Anfang Oktober 2012 erhielten wir eine 100 Jahre alte Wappengitarre des durch seine Zusammenarbeit mit Andres Segovia weltbekannt gewordenen Gitarrenbauers Hermann Hauser. Die Restaurierung des Instruments sollte auf Wunsch des Besitzers in die Richtung ausgeführt werden, dass die Gitarre wieder spielbar ist, aber aufgrund eines bestehenden Sammlerwertes soweit wie möglich im Originalzustand belassen wird.

Laut Aussage des Besitzers befindet sich die Gitarre seit ca. 90 Jahren im Besitz seiner Familie. Die Großmutter bereits hat in den 1920er Jahren darauf während ihres Gitarrenunterrichts gespielt. Danach lagerte die Großmutter das Instrument ein und spielte es nicht mehr. Dementsprechend sind bis auf Lack- und Farbabrieb am Hals nicht die Spielspuren zu entdecken, die man bei einer Gitarre dieses Alters erwarten würde. Trotzdem sind schon einige Schäden entstanden, die wir nachfolgend dokumentieren und dann deren Behebung beschreiben.

Die Decke der Gitarre

Die Gitarrendecke weist wie schon erwähnt kaum Spielspuren auf. Es sind auf den ersten Blick keine größeren Dellen oder Risse erkennbar und die Beleistung ist auch noch intakt. Bei genauerer Betrachtung und leichter Druckprobe war jedoch zu erkennen, dass an beiden Seiten an der Außenkante der Schall-Löcher kleine Brüche entstanden sind. Diese feinen Risse leimen wir unter Anwendung von kleinen Schraubzwingen. Danach sollten die Risse wieder so stabil sein, dass eine Unterfütterung mit Holzstreifen vermieden werde kann.

Auch Boden und Zargen sind wie die Decke von größeren Dellen und Rissen verschont geblieben. Die Leisten sind alle noch vorhanden und befestigt. Allerdings haben sich Decke und Boden teilweise von der Zarge gelöst. Leider ist dieser Schaden in der Vergangenheit schon aufgefallen. Irgendjemand hat unfachmännisch versucht, Zarge und Boden bzw. Zarge und Decke wieder miteinander zu verleimen. An einer Stelle hält diese Verbindung auch, allerdings ist die Zarge nicht richtig positioniert und es entstand eine leichte Kante. Zudem wurde innen sehr viel Leim an der Zarge am Boden verteilt und trotzdem die Verbindung nicht wieder hergestellt. Wir hoffen, dass ein lösbarer Instrumenten- oder Knochenleim verwendet wurde, sodass wir diese Fehler beheben können. Anschließend werden wir unter Verwendung von eigens hergestellten Vorrichtungen Boden und Decke wieder mit der Zarge verleimen.

Da die Gitarre jahrelang nicht gepflegt und die Saiten auf dem Instrument belassen wurden, sind die Löcher im Steg, die der Aufnahme der Haltepins dienen durch den Saitenzug und Trocknungsprozesse des Holzes eingerissen. Wir werden durch Einleimen feiner Holzspäne diese Risse stabilisieren. So bringen wir die Löcher wieder auf ein Maß, das die Aufnahme von Pins wieder möglich macht.

Der Hals mit Griffbrett und Bünden

Der Hals ist sehr schön gerade und stabil. Problematisch ist hier der Zustand des Griffbretts und der Bundstäbe. Das Griffbrett hat im Laufe der Zeit die Auswirkungen von Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen verarbeiten müssen. Es ist natürlich im Verlauf der Oberfläche nicht mehr gerade und hat zudem die Bundstäbe rauf- und runtergeschoben und teilweise sogar die im Holz liegenden Haltestreifen der Bundstäbe verbogen. Jemand hat die Bundstäbe schon einmal bearbeitet und teilweise sehr flach gefeilt. Normalerweise würden wir die Bünde entfernen, das Griffbrett begradigen und neu bundieren. Dies ist allerdings mit dem Anspruch des Originalzustands nicht vereinbar, da originalgetreuer Bunddraht kaum noch, wenn nicht sogar gar nicht mehr zu bekommen ist. Zudem ist die Gefahr eines Bruches des Griffbretts im Bereich über dem Korpus sehr groß, da hier wenig Holzmasse vorhanden ist und wir die Bundschlitze nachsägen müßten. Wir werden somit nur in Teilbereichen die Bünde nachfeilen und verrunden.

Das Ergebnis:

Nach 7 Monaten Restauration ist die Gitarre fertig und spielbereit. Während des Arbeitsprozesses ergeben sich immer wieder neue Aspekte. Alle erforderlichen Leimarbeiten wurden erfolgreich durchgeführt. Allerdings ließ sich die in der Vergangenheit fehlerhaft ausgeführte Verleimung von Zarge und Boden mit der entstandenen Kante nicht mehr ohne zu starke Gewaltausübung rückgängig machen. Da die Kante nicht allzu stark ausfällt, wurde sie so belassen.

Die Gitarre ließ sich entgegen unserer ersten Diagnose nicht ohne Erneuerung der Bünde in einen spielbaren Zustand versetzen. Somit wurde eine Neubundierung notwendig, die auch trotz der gegebenen Schwierigkeit erfolgreich durchgeführt wurde. Da wir Messingbünde in der erforderlichen Größe trotz aller Bemühungen nicht bekamen, haben wir hier Neusilberdraht mit nur 12% Nickelanteil verwendet. Dieses Material paßt sehr gut zur erwarteten Klangwiedergabe und schimmert zudem etwas golden, was dem Messing schon sehr nahe kommt.

Schließlich polierten wir einige Bereiche noch mit Schellack nach. Wir beließen die grundlegende, noch sehr gute, originale Schellackoberfläche allerdings wie sie ist.

Im Anhang noch einige Bilder. Sie ist wunderschön geworden, wieder optimal spielbar und hat natürlich einen Klang, den man nicht so oft findet. Ich denke, dass sie nach einiger Einspielzeit noch wärmer und voller klinger wird, als sie es jetz schon tut.